Stillen, so die gängige Meinung, ist das Beste für das Kind. Seit den 1990ern (zumindest in den USA) hat die Anzahl der stillenden Eltern zugenommen, bleibt aber dennoch niedrig. Viele Eltern beginnen nach der Geburt das Kind anzulegen, entscheiden sich aber nach wenigen Tagen oder Wochen doch für Flasche. Dies liegt nicht selten daran, dass die Schmerzen beim Stillen in den ersten Tagen immens sind und auch die Belastung für stillende Person nicht zu unterschätzen ist. Ein Baby muss alle 2 bis 3 Stunden angelegt werden und stillt nicht etwa nur 5 Minuten, sondern gerade in den ersten Tagen eine Stunde, bevor es abgelegt werden kann.

Und obwohl das Abstillen für viele ein Akt der Verzweiflung ist, erfüllt sie Scham und Schuld, das Gefühl versagt zu haben und dem Kind nicht das Beste geben zu können. Tatsächlich ist der Stillprozess, so wunderbar er auch für das Kind ist, eine Herausforderung für die Eltern und ein sattes Kind mit glücklichen Eltern ist definitiv besser aufgestellt, als ein Kind, dessen Eltern ausgebrannt, gestresst, gereizt und ablehnend sind (weil der Stillvorgang so schmerzhaft ist). Also: Keine Verurteilung der Prenahrung!

Die ersten Tage voller Schmerz

Die Geburt liegt endlich in der Vergangenheit und Erschöpfung aber auch Erleichterung treten in den Vordergrund. Vermeintlich ist das Schlimmste bereits vergangen, bis zu dem Zeitpunkt, an dem man das Kind an die Brust legt und es zu saugen beginnt. Das Gefühl ist komplett unbekannt, die Nippel sind nicht vorbereitet und die lange Stilldauer ist für den Schmerz nicht förderlich. Nicht selten haben viele Personen unfassbare Angst vor der Stillperiode und einige beschließen auch, das Stillen zu beenden und ab nun die Flasche zu geben. Manche pumpen anfangs noch ab, bemerken aber, dass die Menge immer weniger wird und steigen dann schließlich ganz auf Pre um.

Beschrieben wird der Schmerz von vielen als unbeschreiblich, als furchtbar und es wird mit der Hölle verglichen. Einige sind plötzlich wütend auf ihre Babys, wissend, dass diese nichts dafür können. Manche zögern den Stillvorgang hinaus, versuchen ihn zu kürzen, so dass der Schmerz nur begrenzt fühlbar ist. Diese Schmerzen und Gedanken können zu Stress, zu schlaflosen Nächten führen, zu Gereiztheit aber auch zu dem Vermeiden des Stillens.

Was ist die Ursache der Schmerzen?

Der erste Schritt bei der Ursachenforschung ist den Schmerz zu lokalisieren. Sitzt er am Nippel oder an der Brust? In der Regel findet sich der Schmerz direkt am Nippel. Diese können bluten, blau sein, offen oder wund, rot oder entzündet. Aber auch ohne sichtbare Veränderung kann der Schmerz dort stechen. Für viele Eltern des ersten Kindes ist das Nuckeln und Ziehen, das Bilden des Vakuums durch den Babymund ein völlig unbekanntes Gefühl. Hier gilt es zu unterscheiden, ob es sich bei dem Schmerz um einen normalen (und wirklich schlimmen) Schmerz handelt, oder ob der Schmerz eine physische Ursache hat.

Einer der Gründe, warum Schmerz auftritt ist, dass das Baby nicht korrekt am Nippel angelegt wurde. Wenn der Nippel und die Brust nicht tief genug im Mund sind, saugt es lediglich am Nippel, ohne den Vorhof mitzunehmen. Dieses Saugen kann die Haut verletzten und Schmerz verursachen.

Nach innen gerichtete  oder flache Nippel können ebenfalls dazu beitragen, dass das Stillen schmerzhaft ist. Das Baby hat hier Schwierigkeiten, den Nippel zu finden und das Vakuum zu bilden. Manchmal schaffen es Babys, ein größeres Vakuum zu bilden, um den Nippel auszugleichen, dies kann aber sehr schmerzhaft für die Eltern sein.

Manchmal kann es passieren, dass wenn eine Brust nicht abgetrunken wird und Mundkeime des Neugeborenen in die Brust wandern, sich diese entzündet. Eine Brustentzündung oder Mastitis entsteht und muss behandelt werden. Um hier kurz die Angst zu nehmen und Möglichkeiten aufzuzeigen, ein Exkurs zur Mastitis oder Brustentzündung.

Mastitis oder Brustentzündung erkennen

Eine Mastitis ist eine Entzündung der Brust, die sich durch Schwellung und starke Schmerzen bemerkbar macht. Bei fortgeschrittenem Stadium muss sie ärztlich mit Antibiotika behandelt werden. Die Genesungsaussichten sind sehr gut.

Anzeichen

  • Starke Schmerzen beim Stillen & Empfindlichkeit gegenüber Berührungen
  • Rötung und harte Stellen in der betroffenen Brust
  • Müdigkeit, Gliederschmerzen, Schüttelfrost, Unwohlsein
  • Fieber von über 38,5°C

Sobald diese Anzeichen erkannt werden (oder auch nur ansatzweise vorhanden sind, ist es notwendig, die Hebamme, Stillberater*in oder Frauenärzt*in einzuschalten. Eine Brustentzündung muss immer kontrolliert werden, da sie sonst entweder häufiger auftritt oder zu einem längeren Krankenhausaufenthalt führen kann.

Linderung

  • Häufiges Stillen: Dadurch wird die Brust stets entleert und die Infektion langsam verringert (Entleeren der Brust beugt auch einer Entzündung vor)
  • Kühlen der Brust nach dem Stillen mit gekühlten Kohlblättern und Erwärmen der Brust vor dem Stillen mit warmen Waschlappen
  • Fiebersenkende Mittel oder Gabe von Antibiotika

Wann geht der Schmerz weg?

In den ersten 2 bis 5 Tagen nach der Geburt beginnen sich die Brüste mit Milch zu füllen. Sie werden größer, praller und schmerzhafter. Ein sehr gutes Mittel gegen dieses Unwohlsein ist das häufige Anlegen des Babys. Dadurch wird nicht nur Milch aus der Brust entfernt, sondern die Milchproduktion wird auch angeregt, so dass die Brust nach und nach genug für den Hunger des Kindes produziert.

Generelle Schmerzen beim Stillen sind meist nur in der frühen Wochenbettphase präsent und werden über die Zeit weniger. Auch hier sollte genau untersucht werden, ob es sich bei den Schmerzen um falsches Anlegen, eine Infektion oder etwas anderes handelt, das einer Behandlung bedarf oder ob es ein völlig normales – und leider schreckliches – Empfinden ist.

Kann man was gegen den Schmerz machen?

In der Regel sollte der gröbste Schmerz nach ein bis zwei Wochen von alleine verschwinden, dennoch kann diese Zeit bis dahin für viele purer Horror sein. Aus diesem Grund wollen wir einige Möglichkeiten vorstellen, um den Schmerz zu reduzieren. Der erste Schritt sollte aber immer zur Hebamme oder Stillberater*in sein, um abzutesten, ob es normaler Schmerz ist oder er einer Behandlung bedarf. Sollte es sich um normalen Schmerz handeln, kann man folgende Dinge austesten:

  • Ablenken während des Stillens. Schmerz ist dann am größten, wenn man sich darauf konzentriert. Mit einem stillenden Baby, das eine Stunde an der Brust hängt, kann man ohne Probleme ein ganze Serie ansehen. Ist sie spannend, kann die Aufmerksamkeit von der Brust auf die Handlung gelenkt werden. Um das Kind nicht zu sehr abzulenken empfehlen sich Kopfhörer
  • Neupositionierung des Babys. Oft hängt das Baby etwas schief an der Brust und saugt am falschen Bereich. Weder das Kind noch die Eltern des ersten Kindes haben zuvor gestillt und somit ist es für alle eine Lernerfahrung, die von einigen Anfangsfehlern begleitet ist. Hier lohnt es sich, Rücksprache mit einer*m Stillberater*in zu halten, da einige Hebammen nicht gänzlich über das Stillen aufgeklärt sind.
  • Bequeme Umgebung. Kissen hinter dem Rücken und unter dem Kind, Decken und Wärme sind oft eine Wohltat, da eine unbequeme Umgebung den Schmerz einfach nur verschlimmert.
  • Massagen. Wenn man sie erträgt. Entweder vor, nach oder während des Stillens. Brustmassagen sind auch sehr sinnvoll bei Schmerzen. Hier sollte man sich von einer kompetenten Person die richtigen Griffe zeigen lassen.
  • Luftzufuhr. Sofern es die Umgebungstemperatur zulässt, sollten die Brüste unbedeckt sein, damit sie durch die Luftzufuhr schneller heilen können.
  • Wärme. Warme Waschlappen vor dem Stillen beruhigen die Brust und bereiten sie auf das Stillen vor.
  • Stillhütchen. Wenn gar nichts mehr geht, können Stillhütchen eine Abhilfe schaffen. Allerdings sollte hier bedacht werden, dass sie zu einer Saugverwirrung von Babys führen können, so dass das Baby den Nippel später nicht mehr nimmt. Auch können Babys bei einem Stillhütchen schlechter saugen und nehmen so etwas weniger Milch auf. Will man sie dennoch kaufen, sollte man auf die Größe achten. Medela* bietet diese zB bei Müller oder Amazon an.
  • Silberhütchen. Nicht zu verwechseln mit Stillhütchen. Diese werden aufgesetzt, um eine warme und feuchte Umgebung der Nippel zu provozieren. Dadurch sollten wunde Nippel besser heilen. Tatsächlich sind sie aber extrem sinnvoll, um die Reibung zu reduzieren, wenn man einen BH trägt und sie kühlen. Livella* bietet 100% Silberhütchen auf ihrer Webseite oder bei Amazon an.
  • Lanolinsalbe. Lanolin ist Schafsfett und wird bei Wunden, rissiger Haut oder auch trockener Haut gerne aufgetragen. Die Creme schützt den Nippel und kann auch vom Kind geschluckt werden, wenn es anliegt. Zu kaufen* ist es entweder von Medela (Aliva Apotheke oder Amazon) oder Lansinoh (Aliva Apotheke oder Amazon). Beide haben 100% Lanolin, worauf beim Kauf Wert gelegt werden sollte.

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Schmerzen beim Stillen

Stillen kann für viele Mütter und ihre Babys eine lohnende und angenehme Erfahrung sein, aber es ist nicht ungewöhnlich, dass stillende Mütter Unbehagen oder Schmerzen haben. Im Folgenden finden Sie einige Informationen über häufige Ursachen für Schmerzen beim Stillen und Möglichkeiten, diese zu lindern:

Wunde Brustwarzen: Wunde Brustwarzen sind ein häufiges Problem für stillende Mütter und können durch eine Vielzahl von Faktoren verursacht werden, z. B. durch schlechtes Anlegen, Reibung oder Soor. Um wunde Brustwarzen zu behandeln, muss sichergestellt werden, dass das Baby richtig anlegt und dass die Brustwarzen nicht durch Reibung am Mund des Babys oder an der Kleidung beschädigt werden. Die Verwendung von Lanolin oder einer ähnlichen Salbe auf den Brustwarzen kann helfen, die Reizung zu lindern, und das Auftragen einer kleinen Menge Milch auf die Brustwarzen nach dem Stillen kann helfen, sie feucht zu halten und Risse zu vermeiden. Wenn die Schmerzen anhalten oder durch Soor verursacht zu sein scheinen, ist es wichtig, mit einem Arzt oder einer Stillberaterin zu sprechen, um weiteren Rat einzuholen.

Verstopfung: Eine Verstopfung tritt auf, wenn sich die Brüste mit Milch füllen und anschwellen, was mit Schmerzen und Unwohlsein verbunden sein kann. Um die Stauung in den Griff zu bekommen, ist es wichtig, häufig zu stillen oder Milch abzupressen, um die Brüste zu entleeren und ein weiteres Anschwellen zu verhindern. Auch kalte Kompressen oder eine warme Dusche können helfen, die Beschwerden zu lindern. Enge Kleidung zu vermeiden und einen stützenden BH zu tragen, kann ebenfalls dazu beitragen, eine Verstopfung zu verhindern.

Mastitis: Mastitis ist eine Infektion des Brustgewebes, die Rötungen, Schwellungen, Schmerzen und Fieber verursachen kann. Sie wird oft von grippeähnlichen Symptomen begleitet und kann mit Antibiotika behandelt werden. Um die Mastitis in den Griff zu bekommen, ist es wichtig, weiter zu stillen oder Milch auszudrücken, um die Brüste zu entleeren und eine weitere Infektion zu verhindern. Das Auflegen von warmen Kompressen auf die betroffene Brust und die Einnahme rezeptfreier Schmerzmittel können ebenfalls helfen, die Beschwerden zu lindern.

Verstopfte Milchgänge: Verstopfte Milchgänge entstehen, wenn die Milchkanäle verstopft sind und die Milch nicht mehr frei abfließen kann. Verstopfte Milchgänge können Schmerzen, Schwellungen und Druckempfindlichkeit in der Brust verursachen. Um einen Milchstau zu behandeln, ist es wichtig, weiter zu stillen oder Milch abzupressen, um die Brust zu entleeren und weitere Verstopfungen zu verhindern. Das Auflegen von warmen Kompressen auf die betroffene Stelle und das Massieren der Brust in Richtung Brustwarze können ebenfalls dazu beitragen, die Verstopfung zu lösen.

Milchblasen: Milchblasen, auch bekannt als Milchblasen oder Brustwarzenblasen, sind kleine, weiße oder klare Beulen, die während des Stillens an den Brustwarzen auftreten können. Sie werden durch eine Verstopfung der Milchkanäle verursacht und können schmerzhaft sein. Zur Behandlung von Milchblasen ist es wichtig, weiter zu stillen oder Milch abzupressen, um die Brüste zu entleeren und weitere Verstopfungen zu verhindern. Eine warme Kompresse, mit der die Blase vor dem Stillen oder Abpumpen aufgeweicht wird, kann ebenfalls dazu beitragen, die Verstopfung zu lösen.

Insgesamt können Schmerzen beim Stillen durch eine Vielzahl von Faktoren verursacht werden, und es ist wichtig, mit einem Arzt oder einer Stillberaterin zu sprechen, wenn die Schmerzen anhalten oder stark sind. Durch eine wirksame Behandlung von Stillschmerzen können Mütter weiterhin bequem stillen und ihrem Baby die bestmögliche Ernährung bieten.

Kind richtig anlegen

Die richtige Stillposition kann dazu beitragen, dass der Säugling richtig anliegt und die Mutter sich beim Stillen wohl fühlt. Im Folgenden finden Sie einige Tipps für die richtige Stillposition:

Verwenden Sie einen bequemen Stuhl: Ein bequemer Stuhl mit guter Rückenlehne kann dazu beitragen, dass die Mutter während des Stillens bequem und entspannt sitzt. Ein Stuhl mit Armlehnen kann auch dazu beitragen, den Säugling zu stützen und zu verhindern, dass er herunterrutscht.

Finden Sie eine bequeme Position für den Säugling: Der Säugling sollte nahe an der Brust der Mutter positioniert werden, so dass sein Kopf und sein Körper in einer Linie liegen. Der Mund des Säuglings sollte sich auf Höhe der Brustwarze befinden und die Lippen sollten nach außen gebogen sein. Ohren, Schultern und Hüften des Säuglings sollten in einer geraden Linie liegen.

Stützen Sie den Kopf des Säuglings: Der Kopf des Säuglings sollte mit der Hand oder dem Arm der Mutter gestützt werden, wobei der Nacken und der Rücken eine gerade Linie bilden sollten. Die Mutter sollte vermeiden, sich über das Kind zu beugen oder den Kopf nach hinten fallen zu lassen.

Stützen Sie den Körper des Säuglings: Der Körper des Säuglings sollte mit der anderen Hand oder dem Arm der Mutter gestützt werden, wobei die Beine je nach Wunsch gekreuzt oder ungekreuzt sein können. Die Mutter sollte vermeiden, zu viel Gewicht auf den Bauch des Säuglings zu legen, da dies Unbehagen verursachen kann.

Passen Sie die Position des Säuglings nach Bedarf an: Wenn der Säugling nicht richtig angelegt ist oder die Mutter sich unwohl fühlt, kann es notwendig sein, die Position des Säuglings zu verändern. Die Mutter sollte mit verschiedenen Positionen experimentieren, bis sie eine findet, die sowohl für sie selbst als auch für den Säugling bequem ist.

Wenn Mütter diese Tipps befolgen und eine bequeme und effektive Stillposition finden, können sie sicherstellen, dass sie und ihr Kind sich wohl fühlen und erfolgreich stillen können.