In nahezu jedem Zuhause mit Kind findet man Bücher. Je nach Alter des Kindes sind es unkaputtbar Bücher oder Pappbücher, Bilderbücher oder Erstlesebücher und vielleicht auch dicke Romane und spannende Geschichten. Und so verschieden diese Bücher auch sind, eines haben alle gemein: sie sind ein Tor in eine andere Welt. In dem einen Kinderbuch erleben Kinder Freude und Ängste, vielleicht den ersten Verlust, in anderen lernen sie zählen und Farben zu benennen.

Kinderbücher lassen nicht nur die Fantasie schweifen, sie zeigen Kindern auch, wie die Welt funktioniert. Nicht jedes Tier, nicht jeden Ort kann man mit eigenen Augen sehen, aber durch Bücher kann man Zeiten und Länder bereisen. Kinder lernen, was Zebras fressen und wie die Sahara aussieht. Sie lernen, welche Leckereien Tokyo zu bieten hat und wie die Welt nachts aussieht. Über Bücher werden subtil Regeln und Normen vermittelt, schließlich verhalten sich die Personen in den Büchern in einer bestimmten Art und Weise. Sie tragen bestimmte Kleidung und nutzen bestimmte Gegenstände. Genau wie bei Erwachsenen nutzen Kinder Bücher, um herauszufinden, wie sie in der Welt navigieren sollen.

"Von allen Welten, die der Mensch erschaffen hat, ist die der Bücher die Gewaltigste."
Heinrich Heine

Und gerade diese Macht, Welten zu erschaffen, macht Bücher so wertvoll und gleichzeitig auch bedenkenswert. Vielleicht lohnt es sich zum Bücherregal des Kindes zu gehen, jedes Buch genau zu betrachten und sich zu fragen, welche Welten hier erschaffen werden. Wie sieht die normale Gesellschaft im Buch aus – sind alle weiß, schön und ohne Behinderungen? Wie gehen Eltern in Büchern mit ihren Kindern um – wertschätzend und liebevoll oder bestrafend und machtausübend? Wie werden die Kontinente dargestellt – besteht Europa aus Städten und Afrika aus Tieren? Welche Religionen werden in den Büchern unterschwellig behandelt und wie?

Mit diesem Artikel sollen einige Punkte aufgezeigt werden, nach denen die Bücher ausgewählt und geordnet werden können.

Wer spielt die Hauptrolle in Kinderbüchern?

Wir sind doch keine Angsthasen, Die Streithörnchen oder auch Ein Geschwisterchen für die kleine Eule – all diese Bücher sind irgendwie niedlich aber erzählen von vermenschlichten Tieren in der Hauptrolle. Egal in welchen Laden man geht, der Großteil der Kinderbücher beinhaltet Tiere. Allerdings sind dies keineswegs Sachbücher, die den Kindern Wissen über die Lebensweise von Eulen oder Hasen beibringen wollen, es sind Bücher, die dem Kind eine menschliche Welt voller Tiere in menschlichen Rollen präsentieren. So hat das kleine Bärenkind auch Angst, in die Schule zu gehen und der kleine Wal geht das erste Mal aufs Töpfchen. Kinder sollen über Tiere Wissen über eine menschliche Welt lernen.

Die Logik dahinter: Tiere sind süß und das Kind schaut sie gerne an, dadurch kann man etwas vermitteln. Allerdings sind Menschen soziale Wesen, die den Austausch mit anderen suchen. Diese Präferenz für andere Menschen ist bereits im Babyalter angelegt. Selbst ganz kleine Babys bevorzugen es, auf Gesichter und Stimmen zu hören, anstatt unlebendige Objekte oder Geräusche zu hören. Zeigt man kleinen Babys Bilder von anderen Babys leuchten die Gesichter auf – weil Menschen auf Menschen gepolt sind.

Fazit: Kinder sehen nicht nur gerne andere Kinder, sondern mit Menschen in den Hauptrollen gesteht man Tieren auch eine eigene valide Lebensweise abseits der menschlichen zu.

Tiere in der Hauptrolle sollten nur selten gewählt werden

Kinderbücher sollen nicht nur unterhalten, sondern auch lehrreich sein. Eltern möchten ihren Kindern das Teilen nahebringen oder auch liebevoll mit anderen umzugehen. Buchläden haben hierfür ganze Abteilungen – und der Großteil handelt von Hase, Bär und Igelkind. Hase, Bär und Igelkind sind wundervoll niedlich, aber gerade um Kindern etwas beizubringen sehr ungeeignet. Tiergeschichten können sogar einen negativen Effekt haben: während Kinder nach dem Lesen von menschlichen Geschichten über Großzügigkeit selbstloser waren, waren Kinder, die Geschichten von großzügigen Tieren hörten im Anschluss weniger großzügig.

Kindern fällt es schwer, sich mit Tieren zu identifizieren, weshalb selbst vermenschlichte Tiere keine gute Wahl für ein lehrreiches Kinderbuch sind. Je akkurater die Informationen im Buch sich an der eigenen Lebensrealität (Menschen vs. Tiere) orientieren, desto eher kann die Moral der Geschichte übernommen werden.

Eine Ausnahme gibt es: traumatische Erlebnisse lassen sich besser verarbeiten, wenn die Protagonist*innen keine Menschen, sondern Tiere sind. Als Beispiel soll hier das Buch Ente, Tod und Tulpe genannt werden, das den Tod nahebringen soll, indem im Buch eine Ente als Hauptfigur mit dem Tod konfrontiert wird.

Die Menschen in den Geschichten sollten divers sein

Die Welt in der wir leben ist keine homogene. Menschen unterschiedlicher Herkünfte, Haut- und Haarfarben, Größen, Körperfüllen, Abilities, Gender oder auch Fähigkeiten (und ganz viel weiteres) dominieren auf diesem Planeten. Und trotzdem finden sich in einem großen Teil der Kinderbücher mit Menschen oftmals nur Weiße, männliche, heterosexuelle, cis Personen, die klassische Rollenbilder verfolgen. Für Kinder ist es wichtig, eine Realität zu sehen, die die der Welt widerspiegelt und nicht seltsame Konstrukte aufrechterhält.

Sucht man nach Kinderbüchern, die Menschen beinhalten, stößt man sehr schnell auf die zweite große Gruppe, die direkt nach den Tierfiguren den Kinderbuchmarkt dominiert: Weiße Jungs. Gerade in unserer patriarchalen Gesellschaft ist es aber wichtig, dass Kinder sich nicht mit der privilegiertesten Gruppe identifizieren lernen, sondern sich auch in diverse andere Personen einfühlen können. Um Empathie unter Kindern und später Erwachsenen zu fördern, sollte daher der Fokus auf Protagonist*innen liegen, die nicht in diese Kategorie fallen.

Leider fällt es sehr schwer, gute Kinderbücher (oder überhaupt irgendwelche Kinderbücher) mit Protagonist*innen zu finden, die nicht die klassischen Weißen, cis, hetero, able-bodied Stereotype erfüllen. Wir haben für diesen Zweck verschiedene Listen angelegt, so dass man auf einen Blick schnell sehr schöne Bücher finden kann.

Wie gehen die Personen im Kinderbuch miteinander um?

Leo Lesemaus wird nicht ohne Grund gerne unter dem Hashtag #WasIchNichtVorlese (den Sohra Behmanesh ins Leben rief) sowie weiteren negativen Berichten verlinkt. In dieser Buchreihe geht es um den kleinen Leo, eine Maus, die verschiedene Erlebnisse hat. Problematisch dabei ist allerdings nicht, was Leo erlebt, sondern wie seine Mutter ihn behandelt. Sie schimpft viel mit, droht ihm, ihn zurückzulassen oder reagiert generell unempathisch auf seine kindlichen Bedürfnissäußerungen.

Bücher sollten, bevor sie in Kinderhände gegeben werden, einmal zur Probe gelesen und kritisch überprüft werden.

  • Welche Begriffe werden verwendet? Zum Beispiel der Begriff *Indianer* ist nicht zeitgemäß und diskriminierend und sollte daher nicht in Kinderbücher Eingang finden. Findet sich so ein Begriff, kann er entweder durchgestrichen und ersetzt werden durch etwas korrektes, er kann erklärt werden oder im Notfall wird das Buch nicht dem Kind gegeben.
  • Wie gehen die Personen im Buch miteinander um? Werden bestimmte Kinder ausgegrenzt und wenn ja, warum? Wie gehen Jungen mit Mädchen um und wie Eltern mit Kindern? Sind die Umgangsformen so, wie man sie sich für das eigene Kind wünschen würde?
  • Welche Regeln für das Zusammenleben werden vermittelt? Umgangsformen erzählen viel über Regeln. Was darf das Kind, was darf es nicht. Was ist angebracht, was ist nicht angebracht. Hier sollte kritisch überprüft werden, ob dies den eigenen Werten und Normen entspricht

Wie wird Diversität thematisiert?

Mit Büchern wie Das alles ist Familie, Mein Schatten ist Pink oder Ayshes Mama trägt ein Kopftuch sollen Kindern verschiedene Arten von Diversität nahegebracht werden, um Toleranz zu fördern. Unsere Meinung hier ist aber: Diversität kann nicht als normal betrachtet werden, wenn sie nicht als normal präsentiert wird. Die meisten Diversitätsthemen werden aus der Sichtweise von Kindern, die in das Normbild unserer deutschen Gesellschaft passen, erzählt. So erlebt die kleine Weiße Emma beispielsweise, dass in ihrer Klasse ein neues Kind ist, das eine dunklere Hautfarbe als sie selbst hat. Anfangs ist Emma scheu, versteht aber irgendwann, dass dieses Kind gar nicht so viel anders ist und freundet sich mit dem Kind an.

Unsere Meinung: Diversität sollte nicht Thema des Kinderbuches sein, sondern subtil in die Geschichte eingewoben werden

Das Problem bei solchen Büchern ist, dass eine Abweichung von der deutschen Norm (weiß, cis, hetero, able-bodied, etc) nicht als Erweiterung dieser Norm präsentiert wird, sondern als etwas Abweichung. Daher ist es sehr wichtig, bei der Wahl der Kinderbücher darauf zu achten, dass Diversität nicht Thema des Buches ist, sondern Teil des Buches.

Will man aber beispielsweise Kopftücher als normalen Teil unserer Gesellschaft präsentieren, so sollte man Bücher wählen, in denen die Protagonistin ein Kopftuch trägt, aber das Thema des Buches komplett anders ist: wie beispielsweise der Besuch des Spielplatzes. Das Kopftuch wird hierbei nicht wirklich thematisiert, außer, dass es vielleicht mal im Wind beim Schaukeln flattert. Auch Familiensysteme lassen sich so subtil darstellen: Wenn Sarah das erste Mal zelten geht und im Wald sehr viele spannende Dinge erlebt, könnten ihren beiden Väter sie dabei begleiten, ohne, dass Regenbogenfamilien dediziertes Thema sind.

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Für Eltern, Kinder, KITAs, Bibliotheken und noch vielen anderen Personen ist Diversität in Kinderbüchern beim Vorlesen für Kinder und Kleinkinder ist sehr wichtig. Viele Eltern, die ihren Kindern Bücher vorlesen wollen, suchen nach diversen Kinderbüchern. Hier suchen sie vor allem auch nach starken und willensstarken Mädchen in der Hauptrolle oder in Bücher, in denen  schwarze Kinder dargestellt werden und auch die Hauptrolle übernehmen. Für unsere Gesellschaft ist wichtig, dass Kinderbücher divers sind und viele verschiedene Lebenssituationen während des Vorlesens des Kinderbuches zeigen: in Büchern mutige und Mädchen in Kinderbüchern, die sich von Baum zu Baum hangeln, sanfte und emotionale Jungs und auch nonbinary Kinder. Religionen im Kinderbuch, verschiedene Nationalitäten im Kinderbuch aber auch verschiedene Herkünfte im Kinderbuch spielen bei der Auswahl des richtigen Kinderbuchs eine große Rolle für Eltern und Großeltern, die diverse Kinderbücher auswählen und suchen. Es ist wichtig, diverse Kinderbücher nach verschiedenen Gesichtspunkten auszuwählen. Jedes diverse Kinderbuch vermittelt verschiedene Inhalte über Menschen, Regionen, Verhaltensweisen, über die sich die Eltern im Klaren sein sollten. Wenn ich für mein Kind ein diverses Kinderbuch auswähle, sollte ich auf viele diverse Aspekte im Kinderbuch achten. Ich sollte darauf achten, wer die Hauptperson im Kinderbuch ist, wie Diversität im diversen Kinderbuch dargestellt wird, ob Religion Thema des Kinderbuches ist, welche Elternbilder und Familienkonstrukte im Kinderbuch vorkommen oder auch wie mit den Kindern und im Buch umgegangen wird. Die meisten Kinderbücher, die sich in den großen Buchhandlungen wie Thalia, Hugendubel oder anderen Buchhandlungen finden, produzieren Stereotype im Kinderbuch und zeige nur eine weiße, Normgesellschaft, die nicht die Wirklichkeit der Kinder nach dem Vorlesen aus dem Kinderbuch werden sollte. Aus diesem Grund, wenden sich sehr viele Eltern an erfahrene Personen bei ihrer Suche nach einem diversen Kinderbuch oder suchen im Internet nach geeigneten diversen Kinderbüchern.

 

Kinderbuch als Geschenk

Wenn es um Geschenke für Kinder geht, sind Bücher immer eine gute Wahl. Sie sind nicht nur eine unterhaltsame und fesselnde Möglichkeit für Kinder, zu lernen und sich weiterzuentwickeln, sondern sie haben auch das Potenzial, zu geliebten Gegenständen zu werden, die Kinder über Jahre hinweg schätzen.

Es gibt viele verschiedene Arten von Kinderbüchern, und die Auswahl des richtigen Buches kann eine schwierige Aufgabe sein. Hier sind einige Tipps, die Sie bei der Auswahl von Kinderbüchern als Geschenk beachten sollten:

Berücksichtigen Sie das Alter und die Interessen des Kindes: Kinderbücher gibt es für die unterschiedlichsten Altersgruppen und Interessen, und es ist wichtig, ein Buch zu wählen, das dem Alter und den Interessen des Kindes entspricht. Jüngere Kinder mögen zum Beispiel Bücher mit farbenfrohen Illustrationen und einfachen Geschichten, während ältere Kinder vielleicht schon bereit sind für komplexere Geschichten mit tieferen Themen.

Achten Sie auf qualitativ hochwertige Bücher: Kinderbücher gibt es in verschiedenen Qualitätsstufen, und es ist wichtig, dass Sie sich für Bücher entscheiden, die gut verarbeitet und langlebig sind. Achten Sie auf Bücher mit dicken, hochwertigen Seiten und stabilen Einbänden, die den Abnutzungserscheinungen beim Lesen und Wiederlesen standhalten können.

Wählen Sie Bücher mit positiven Botschaften: Kinderbücher können einen großen Einfluss auf die Entwicklung eines Kindes haben, und es ist wichtig, Bücher auszuwählen, die positive Botschaften und Werte vermitteln. Suchen Sie nach Büchern, die Freundlichkeit, Empathie und andere wichtige Lebenskompetenzen fördern.

Achten Sie auf Vielfalt: Es ist wichtig, dass Kinder sich selbst und ihre Erfahrungen in den Büchern wiederfinden, die sie lesen. Suchen Sie nach Büchern, in denen verschiedene Charaktere und Kulturen vorkommen, um Kindern zu helfen, die Welt um sie herum zu verstehen und zu schätzen.

Suchen Sie nach interaktiven Büchern: Kinder lieben es, zu berühren und zu erforschen, und interaktive Bücher sind eine gute Möglichkeit, ihre Sinne anzusprechen. Suchen Sie nach Büchern mit Elementen zum Anfassen und Fühlen, Pop-ups und anderen interaktiven Elementen, die die Kinder beschäftigen und unterhalten.

Berücksichtigen Sie das Leseniveau des Kindes: Das Leseniveau von Kindern kann sehr unterschiedlich sein, und es ist wichtig, Bücher auszuwählen, die für die Lesefähigkeiten des Kindes geeignet sind. Bücher, die zu schwierig sind, können für Kinder frustrierend sein, während Bücher, die zu leicht sind, vielleicht nicht anspruchsvoll genug sind.

Achten Sie auf klassische Titel: Es macht zwar immer Spaß, neue und spannende Bücher zu entdecken, aber es gibt auch viele klassische Kinderbücher, die sich über die Jahre bewährt haben. Verschenken Sie einen Klassiker, den das Kind vielleicht noch nicht gelesen hat, z. B. „Die Raupe Nimmersatt“ oder „Wo die wilden Tiere sind“.

Schenken Sie eine Buchreihe: Wenn das Kind ein bestimmtes Buch oder einen bestimmten Autor liebt, sollten Sie eine Buchreihe verschenken. So kann das Kind die Geschichten und Figuren, die es liebt, weiter genießen und wird zum Weiterlesen animiert.

Erwägen Sie personalisierte Bücher: Personalisierte Kinderbücher sind ein einzigartiges und besonderes Geschenk, an das man sich noch jahrelang erinnern kann. Diese Bücher tragen den Namen des Kindes und andere persönliche Details, die das Leseerlebnis noch besonderer und bedeutungsvoller machen können.

Kinderbücher sind ein wunderbares Geschenk für Kinder aller Altersgruppen und haben das Potenzial, zu wertvollen Gegenständen zu werden, die Kinder über Jahre hinweg lieben und schätzen werden. Indem Sie das Alter, die Interessen und das Leseniveau des Kindes berücksichtigen, können Sie ein Buch auswählen, das mit Sicherheit ein Hit sein wird. Kinderbücher können also ein perfektes Geschenk für jeden Anlass sein.